ZGS14 "Fuchsbau"
Der Fuchsbau ist eine Bunkeranlage südlich von Fürstenwalde in den Rauenschen Bergen in Brandenburg mit einer sehr wechselvoller Geschichte, die vorwiegend militärisch genutzt wurde. Grundlage für die Errichtung eines geschützten und zentralen Gefechtsstandes der LSK/LV, war der Beschluss auf der 10. Tagung des Nationalen Verteidigungsrates der DDR vom 06.04.1962 über die Schaffung unterirdischer Führungsstellen und dem Aufbau eines einheitlichen Systems der Luftverteidigung.
Diese Bunkeranlage war der Zentrale Gefechtstand 14 (ZGS-14) des Kommandos LSK/LV der NVA-Luftstreitkräfte. Sie umfasste eine über 9.000 m² großer Nutzfläche mit mehr als 200 Arbeitsräumen, 650 m Gängen und bis zu 350 Mann Besatzung. Somit gehörte sie zu den größten Bunkeranlagen auf dem Gebiet der DDR. Von hier aus erfolgten von ca. 1965 bis 1990 die zentrale Führung und der operationelle Einsatz der bodengebundenen Luftverteidigung und der fliegenden Waffensysteme der NVA-Luftstreitkräfte zur Sicherung des Luftraums der DDR im Zusammenwirken mit der Luftverteidigung der anderen Teilstreitkräfte und der GSSD. Von hier wurden auch Sicherungsmaßnahmen bei Großereignissen und Staatsbesuchen, Sonderflüge und Luftraumsperrungen koordiniert.
Die Darstellung der Luftlage sowie Führung und Waffeneinsatz erfolgten im Rahmen des Warschauer Pakts über das sowjetische automatisierte Führungssystems „ALMAS" und national über das Führungs- und Waffeneinsatzsystem ARKONA. Air Command and Control wurden im durchgehenden Schichtbetrieb an 365 Tagen im Jahr durchgeführt. Ab 1971 wurden von hier alle 11000 Sirenenanlagen der DDR zentral ausgelöst. Die Kodierung zum Ansteuern der Sirenenanlage funktionierte schon damals wie das heute verwendete Tonwahlverfahren für Telefone.
Der Bunker ist heute ein technischer Zeitzeuge (gesamtes eingefriedetes Areal steht unter Denkmalsschutz) unter anderem für die Entwicklung der Nachrichtentechnik (die natürlich nicht dort entwickelt, aber eingesetzt wurde), Flugsicherung und Luftlagedarstellungen. Der Aufbau der Bunkeranlage „Fuchsbau" gliedert sich aus mehreren Teilen (Wasserwerk, Altbau, Neubau und weiteren unterirdischen Komplexen) auf. Die Anlage wurde 1975 bis 1977 erweitert.
Altbau - Teilobjekt 02 (TO 02)
Der sogenannte Altbau ist über einem Stollensystem errichtet worden, welches aus der Zeit des Braunkohlebergbau stammt. Ab 1941 wurden die Stollenanlagen von der Waffen-SS erkundet. Im Laufe des Jahres 1942 wurde der Ausbau von 900 Häftlingen je Zwölf-Stunden-Schicht des Konzentrationslagers Sachsenhausen – Außenlager Fuchsbau unter Projektleitung des geheimen „Amt für Wellenausbreitung" durchgeführt. Dabei wurde in offener und teils geschlossener Bauweise gearbeitet. Nicht benötigte Stollenanschlüsse wurden gesprengt.
Ab 1944 wurden die Kommunikationsaufgaben des Führungshauptamtes der SS und des OKW Zossen vom Fuchsbau (Tarnname „Hegewald") her ausgeführt. Nach 1945 unternahm die Rote Armee einige erfolglose Sprengversuche und erst 1957 wurde der Altbau im Auftrage des Ministeriums des Inneren (MdI) der DDR erkundet (Projektname: „Spinne"). Bis 1965 wurde der nachrichtentechnische Ausbau abgeschlossen. Der Altbau besteht im Wesentlichen aus drei parallelen Stollen in genauer OW-Ausrichtung, welche durch vier Querstollen miteinander verbunden sind. Über einen leicht ansteigenden Verbindungsgang gelangt man in den Neubau.
Beide Bunkeranlagen (TO 01 und TO 02) sind durch einem Gang verbunden. Die gesamte Anlage hat ein Volumen von ca. 13.211 m3 und eine Fläche von ca. 7681 qm.
Neubau - Teilobjekt 01 (TO 01)
Der Neubau ist eine dreietagige Konstruktion mit rechteckigem Grundriss, welche in offener Bauweise gebaut wurde. Mit seiner 13 Metern starken Erdüberdeckung bot er Schutz vor betonbrechenden Bomben bis Kaliber 250kg, Kernwaffenschläge bis Druck 5kp/qcm, gegen biologische und chemische Kampfstoffen und gegen radioaktive Verseuchung. Über 24 Stunden völlig hermetisiert und von der Aussenwelt abgeschottet, konnte in dieser Anlage gearbeitet werden.
Die erstaunliche Deckenhöhe von 9 m im eigentlichen Führungssaal (Gefechtsstand) wurde nicht auf der gesamten Fläche des zweiten Untergeschosses verwirklicht. Darin wurden auf 2 Projektionsflächen von je 4,00 x 4,00 Metern die Luftlagemeldungen automatisiert visuell dargestellt. Die Computersysteme ( Almas-2) waren in speziell mit Stahlplatten verkleideten Räumen untergebracht. Dort wurden alle sekundären Luftlageinformationen aufgearbeitet und u.a. zum ZGS LSK/LV der sowjetischen Armee bei Moskau sowie zum Hauptgefechtsstand der Luftverteidigung West bei Minsk weiter geleitet. Der Zugang zur „dritten" Etage erfolgte aus dem umlaufenden Gang des ersten Untergeschosses. Der Neubau ist durchgängig als kubisches Bauwerk gestaltet und ist in seinem Kern als dreietagig reichender Führungssaal ausgebildet.
Die Gefechtsabschnitte waren in operative Gefechtsabschnitte und sicherstellende Gefechtsabschnitte unterteilt.
Die operativen GA:
- DFBZ ( Diensthabender des ZGS)-- ein Oberst --- war Diensthabender Befehlshaber aller Kräfte und Mittel der Luftverteidigung NVA im Diensthabenden System der LV.
- GA I = AIZ -- Aufklärungs-und Informationszentrum der Funktechnischen Truppen ( FuTT) ( verantworlich für Eingang und Auswertung der Radardaten)
- GA III = Flugkontrolle ( verantwortlich für den Luftraum / Flugsicherheit) fuchsbau_3
- GA IV = Gruppe Richtung -- zur Führung der eigenen Mittel und Kräfte
- GA VI = Zentrale Flugwetterwarte
- GA VII = Gruppe Nachrichten-und Flugsicherung
Die sicherstellende GA:
- GA II = automatisierte Gefechtsführungssystem Almas 2
- GA V = Rechenzentrale mit ESER EC-1056 zur Gefechtsvorbereitung
- GA VIII = Gruppe Technische Versorgung der Bunkeranlage
- GA IX = Nachrichtenbetriebsbatallion / Nachrichtenzentrale
Verbindungsbauwerk
Zwischen Neubau und Altbau existiert ein unterirdisches Verbindungsbauwerk (Verbinder), dessen Treppenanlagen und Räume teils bis zur Erdoberfläche reichen. Dieses Verbindungsbauwerk ist konstruktionstechnisch kein Bunker und bietet, obwohl zum größten Teil unterirdisch gelegen, keinen wirksamen Schutz vor Bombardierungen.
Weitere Bauwerke
Acht der Tiefbrunnen und die dazugehörigen Unterwasserpumpen befinden sich auf dem Bunkergelände verteilt und sind in einem externen Wasserwerk (RekoWw) zusammen geführt. Auf dem zirka 40 ha großen Areal des technischen Einzeldenkmals sind viele weitere Funktionsbauwerke vorhanden, welche in der Regel unterirdisch mit Leitungssystemen miteinander verbunden sind. Auf Grund des Braunkohlebergbaus bis etwa 1936 und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sowie Stolleneinbrüchen nach den vielen Jahren sind nicht wenige wasserführende Schichten zerstört, so dass während der militärischen Nutzung ein dreifaches unterirdisches Wasserentsorgungssystem das gesamte Areal bis einschließlich der Truppenlager durchzieht.
Einzelbauwerke sind unter anderem: Werkstätten (TO-19, TO-08), Kaltwasserstation (KWS), Eingangsbauwerke und Gebäude, Notausstiege, KBC-Beobachtungsturm, Wasserwerk (TO-16), Heizhaus, Trafostationen, STOF-Komplex (Hochdruckdampf-Entspann-Station), Unterkunftsgebäude (U-3, LBU 42-45 und „Grünes Gewölbe"), diverse Löschwasserzisternen und Weitere.
Zeittafel:
- 1942 Führungs- und Nachrichtenabteilung des SD der Waffen-SS
- 1944 SS-Nachrichtenvermittlungsstelle „Fuchsbau" (Tarnname „Hegewald")
- 1945 bis 1957 – keine Nutzung
- 1957 Vorbereitung der Nutzung des Altbaus durch das MdI der DDR (Projekt „Spinne")
- 1965 Indienststellung mit gemeinsamer Nutzung als zentrale Führungsstelle des Kommandos LSK/LV der NVA-Luftstreitkräfte und Fernmeldeknoten der Post (Tarnbezeichnung Übertragungsstelle - ÜSt.2)
- 1978 Indienststellung als ZGS-14 (Tarnbezeichnung Objekt „Raduga")
- 1990 Übernahme durch die Bundeswehr als Gefechtsstand Luftverteidigungssektor 5 der 5. Luftwaffendivision
- 1994 Außerdienststellung 1995 Versiegelung als „Bergmännischer Verschluss"
- 2005 Oktober Öffnung über den Lasteneingang
- 2006 Denkmalschutz für das gesamte eingefriedete Bunkerareal (etwa 40 ha) und Nutzung ausschließlich als der Allgemeinheit dienende unter Denkmalschutz stehendes Technisches Einzeldenkmal; Aufbau und Veröffentlichung einer eigenen Homepage
- 2006 Mit Unterschutzstellung wöchentliche Führungen durch den Verein Interessengemeinschaft Fuchsbau gem. e.V. auf der Grundlage der bisherigen und weiteren abschnittsweisen technischen Rekonstruktion des Betreibers
- 2007 Führungen durch die Anlage und weitere Sicherungs- und Rekonstruktionsarbeiten im eingefriedeten Areal und besonders im Bunkerkomplex
- 2008 Einbruch und Vandalismus im Bauwerk; Überwindung der Schäden durch breite Unterstützung der Allgemeinheit; Aufbau eines eigenen und besonderen Überwachungs- und Schutzsystems für das Bauwerk und auf dem unter Denkmalschutz stehenden Areal
- 2010 Verkauf der Bunkeranlage und das etwa 190 Hektar Areal an einen Holzhändler aus Solingen
- 2010 Führungen sind durch Eigentümer eingestellt worden
- 2011 Führungen mit Zeitzeugen finden wieder statt
Standort: Brandenburg / Gemany
Eigentümer: privat
Bauherr: Waffen-SS (TO 02) / Nationale Volksarmee (TO 01)
Fotograf: Denny Müller - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Hans Joachim Pötzsch (1977 bis 1989 Oberstleutnant)
Status: Nutzung
Stand: 2018
Quelle: nachrichtenregiment-14.de / Wikimedia Foundation Inc.
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