Diplomatischer Funkdienst
Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Jahre 1949 und der Bildung ihrer Regierung erfolgte auch die Einrichtung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten in Berlin. Erste Festlegungen über die strukturelle Organisation des künftigen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (MfAA) und seiner diplomatischen Vertretungen traf die Regierung der DDR in einer Sitzung vom 20.10.1949. Für die unabhängige Nachrichtenverbindung zwischen dem MfAA und den diplomatischen Missionen der DDR zu gewährleisten, war der Diplomatische Funkdienst vorgesehen.
Der erste Funkverkehr fand am 16. Juli 1951 zwischen dem MfAA und der diplomatischen Mission der DDR in der Volksrepublik China, Peking statt. Es folgte am 1. August 1951 Verbindungen zu den diplomatischen Mission in der Sowjetunion, Moskau. Der Diplomatische Funkdienst hatte damals 16 Mitarbeiter, die diese Nachrichtenverbindungen ununterbrochen aufrecht erhielten. Aufgrund internationalen Anerkennung der DDR erhöhte sich die Anzahl der diplomatischen Vertretungen im Ausland.
Nach einer dreijährigen Bauzeit entstand von 1961-1964 die Großempfangsfunkstelle Willmersdorf. Das Antennenfeld von 23 Hektar Größe, war mit verschiedenen Rhombus- und V-Antennen für Interkontinentalverbindungen für alle Antennenrichtungen rund um die Welt bestückt. Im Winter 1964/65 begann der Umzug des Diplomatischen Funkdienstes vom MfAA in Berlin zur Funkempfangsstelle EWA in Willmersdorf. Später wurde das Objekt wegen seiner Bedeutung für die Außenpolitik der DDR dann von Angehörigen des VPKA Bernau und ab 1975 von Angehhörigen des Wachregiments des MfS Berlin bewacht. Entsprechend ihrer jeweiligen Tätigkeit wurden die Mitarbeiter des SFD nun nach den in der DDR allgemein für die NVA, das MfS und die Volkspolizei geltenden Besoldungsregelungen für Unteroffiziere und Offiziere und entsprechend ihrer Qualifikation bezahlt.
In den Jahren 1969 und 1970 nahmen 14 Staaten Asiens und Afrikas diplomatische Beziehungen mit der DDR auf. Waren es bis 1971 insgesamt 30 Staaten, die die DDR anerkannt hatten, stieg deren Zahl allein 1972 auf 54 und bis Ende 1973 sogar auf 100 Staaten an. 1989 waren es über 170 Staaten. Mit der Umwandlung des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) in ein AfNS (Amt für Nationale Sicherheit wurde der SFD am 31.12.1989 aus dem MfS wieder herausgelöst und ab 1.1.1990 als selbständiger Betrieb erneut dem MfAA unterstellt.
Nach der Übernahme der Funkempfangszentrale Willmersdorf durch das Auswärtige Amt der BRD im Jahre 1990 wurden alle Antennen zurückgebaut und durch neue Empfangs-Antennen ersetzt. Nach der Beendigung des Kurzwellen-Telegrafie-Funkverkehrs wurden auch diese abgebaut. Die Bereiche Technik und Verwaltung des SFD sollten privatisiert und mussten bis zum 30.6.1990 in eine GmbH umgewandelt werden, ansonsten wäre das per Gesetz durchgeführt worden. Durch Erlass des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten Oskar Fischer, wurde dieser Bereich dann als "Brandenburgischer Anlagenbau GmbH" (BA) beim Amtsgericht Frankfurt/Oder ins Handelsregister eingetragen.
Der Funkbetrieb des SFD wurde am 18.10.1990 endgültig eingestellt. Nach dem nach der dreijährigen Treuhandbestandspflicht herbeigeführtem Konkurs des BA im Jahre 1994 wurde der Betrieb mehrfach verkauft und schließlich ganz geschlossen. Auf dem Gelände des SFD richteten sich danach verschiedene Gewerbe ein, die jetzt das Gewerbezentrum Willmersdorf bilden.