Betriebspoliklinik Oberspree

Die historischen Vorläufer dieser medizinischen Versorgungszentren gehen auf den berühmten Arzt und Gelehrten Christoph Wilhelm Hufeland zurück, der 1810 in Berlin für die Eröffnung der ersten Poliklinik gesorgt hatte. Polikliniken in der ehemaligen DDR sollten die Basis der gesamten ambulanten Gesundheitsbetreung darstellen. Eine solche medizinische Betreuung hatte für Patienten und für die Ärzte Vorteile. Die Patienten hatten einerseits keine langen Wege von Arzt zu Arzt und die Ärzte andererseits konnten teure medizinische Geräte gemeinsam nutzen. Durch in der Poliklinik vorhandene Labore oder Röntgenabteilungen wurden Doppeluntersuchungen vermieden. Zudem existierte nur eine einzige Patientenakte, auf die sämtliche Ärzte jederzeit Zugriff hatten.

Nicht nur die Staatsführung investierte in diese Idee, auch viele Betriebe der ehemaligen DDR unterhielten eigene Polikliniken. So auch das Werk für Fernsehelektronik in Oberschöneweide. Die wirtschaftliche Geschichte begann schon um 1900 als sich zahlreiche Unternehmen in Oberschönweide ansiedelten. Ab 1913 begann im AEG-Kabelwerk Oberspree die Produktion von Elektronenröhren. Ab den 1930er Jahren produzierte Telefunken in Oberschöneweide Sendeanlagen. 1938 wurde die Röhrenproduktion der AEG im AEG-Röhrenwerk Oberspree zusammengefasst. 1951 erfolgte der Zusammenschluss mit anderen Betrieben und die Umbenennung in Werk für Fernmeldewesen. Zum 1. Mai 1952 wurde das Oberspreewerk ein volkseigener Betrieb (VEB). 1959 wurde ein Bildröhrenwerk gegründet. 1960 erfolgte die Umbenennung in Werk für Fernsehelektronik.

Die Betriebspoliklinik Oberspree in der Steffelbauerstraße wurde 1959 eröffnet. Vorher befand sich die Betriebspoliklinik Oberspree in der Einbauhalle der Akkumulatorenwerke in der Ostendstraße von Oberschönweide. Ab 1977 gab es im Untergeschoß der Poliklinik eine Krankengymnastik mit Elektro- und Hydrotherapie.

Ab 1990 wurde die Röhren- und Halbleiterproduktion schrittweise eingestellt. Das WF wurde in eine GmbH umgewandelt und die Belegschaft von rund 9.000 auf etwa 1.400 reduziert. Im Mai 1990 wurde im Behrensbau das firmeneigene Museum Technik im Turm eröffnet. 1993 übernahm Samsung SDI das WF. Die Firma lautete nun Samsung Elektronische Bauelemente GmbH. Das Museum im Turm wurde geschlossen und seine Bestände wurden eingelagert. Anfang der 2000er Jahre ging wegen des Aufkommens von LCD-Bildschirmen weltweit die Nachfrage nach Bildröhren stark zurück. Das WF wurde daraufhin 2005 geschlossen und steht seitdem weitgehend leer.  Als Chirurgische Gemeinschaftspraxis Dietz Werner Dr.med. U. Ritter Jurid Dipl.-Med. wurde die Betriebspoliklinik noch nachgenutzt und ist 2016 abgerissen worden.

Nach der Wende erhielt die Einrichtung einen Auftritt im Polizeiruf 110 von 1990 in der Folge "Ball der einsamen Herzen" und stellte im Film die "Poliklinik Oberschöneweide" dar.


Standort: Berlin / Germany

Bauherr: VEB Oberspreewerk

Fotograf: Denny Müller

Status: abgerissen

Stand: 2018

Quelle: Durchblick Gesundheit, Januar 2007  / MDR - "Ärzte unter einem Dach - die Poliklinik" / drehorte-filme-ddr.de / Wikimedia Foundation Inc.

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