Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED
Auf den ehemaligen Försterwiesen am Nordostufer des Müggelsees errichtete der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) 1952 ein Schulungszentrum, das seit Oktober 1953 zur Aus- und Weiterbildung von Gewerkschaftsfunktionären diente. Ab 1965 befand sich dort das Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED (ZISW) und war ein Aus- und Fortbildungszentrum für die leitenden Funktionäre der Wirtschaft. Als Verleger und Herausgeber von Wissenschaftsliteratur trug das ZISW zum wissenschaftlichen Diskurs vor allem in der Volks- und Betriebswirtschaft bei.
Die Notwendigkeit für die Gründung einer solchen Einrichtung lag in der wachsenden Bedeutung der Wirtschaft und deren Komplexität. Dementsprechend sollten Führungskräfte an verschiedenen Instituten für sozialistische Wirtschaftsführung intensiv ausgebildet werden. Diese befanden sich an mehrenden Universitäts- und Hochschulstandorten, waren aber den ZISW in Berlin angegliedert. Den Grundstein hierfür bildeten das Institut für den Bereich Außenwirtschaft an der Hochschule für Ökonomie Berlin (HfÖ) und das Institut für den Bereich Chemie an der Technischen Hochschule Leuna Merseburg (THLM).
Die Schwerpunkte am Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung lagen in der Beratung der politischen Führungsgremien Politbüro, Sekretariat des ZK der SED und dem Ministerrat der DDR bei der Vorbereitung grundsätzlicher wirtschaftspolitischer Entscheidungen. Koordinierung der Grundlagen der Lehr- und Forschungsarbeit auf dem Gebiet der sozialistischen Wirtschaftsführung entsprechend den Beschlüssen des ZK der SED Weiterbildung von zentralen Führungskadern Ministern, Staatssekretäre, Generaldirektoren der VVB, Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden von Bezirkswirtschaftsräten, Werkdirektoren, besonders aus dem Bereich Bau- und Verkehrswesen, Binnenhandel und Außenwirtschaft in Grundlehrgängen von ca. vier Wochen Dauer. Organisation von Halbjahreskursen für Nachwuchsführungskräfte. Durchführung von Informationsseminaren von zwei bis zehntägiger Dauer für jeweils 40 bis 60 mittlere Führungskräfte. Diese Führungsseminare fanden sechs- bis achtmal im Jahr statt. Sie sind als „Rahnsdorfer Gespräche“ bekannt geworden. Die Teilnahme an diesen Lehrgängen erfolgte entsprechend einer Delegierungsordnung und einer Nomenklatur. Der Direktor der DDR-Institution war Helmut Koziolek (1965–1989), seine Stellvertreter Gerd Friedrich und Willi Kunz. 1986 besuchte Michail Gorbatschow das Areal am Müggelsee. Der sowjetische Staats- und Parteichef hielt hier einen Vortrag über seine Reformvorhaben.
Im Januar 1990 beschloss die DDR-Regierung die Bildung eines Instituts für Unternehmensführung. Im selben Jahr übernahm eine Tochtergesellschaft der Treuhand das spätere Kongress Hotel. 1994 privatisierte die Treuhand ihre Tochter als Bildungszentrum am Müggelsee GmbH. Seit 2016 befindet sich das Bildungszentrum an einem neuen Standort in Berlin Köpenick.
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Standort: Berlin
Eigentümer: IZM Immobilienentwicklung Zentrum Müggelsee GmbH
Bauherr: Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB)
Fotograf: Wesenstein
Status: Leerstand
Stand: 2019
Quelle: „Denkversuche DDR-Philosophie in den 60er Jahren“ ,
„DDR Handbuch“ Verlag Wissenschaft und Politik, Bundesarchiv ,
Bild 183-E0324-0013-001 / Koard, Peter / CC-BY-SA-3.0,
Wikimedia Foundation Inc.
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