Kraftwerk Boxberg
Das Kraftwerk Boxberg ist ein deutsches Braunkohlekraftwerk in Boxberg/O.L. in der Oberlausitz (Sachsen) im Lausitzer Braunkohlerevier. Während seiner höchsten Ausbaustufe in den 1980er Jahren war es mit einer Nennleistung von 3250 Megawatt das größte Kohlekraftwerk in der DDR. Das von der Vattenfall Europe Generation AG (ehemals VEAG) betriebene Kraftwerk hat eine Nennleistung von 2575 Megawatt. Nach dem Kraftwerk Jänschwalde mit 3000 Megawatt ist es Vattenfalls zweitgrößtes Kraftwerk in Deutschland. Das erste Kraftwerk am Standort Boxberg wurde 1966 durch den VEB BMK Kohle und Energie errichtet.
Anfang der 1980er Jahre waren bereits 14 Kraftwerksblöcke mit einer installierten Leistung von 3520 MW in Betrieb (12 × 210 MW + 2 × 500 MW). Zu dieser Zeit war Boxberg neben dem Kernkraftwerk Greifswald das größte Kraftwerk der DDR und das größte europäische Kraftwerk auf Braunkohlebasis; es bot damals 4.600 Menschen Arbeit.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die meisten Kraftwerksblöcke aufgrund der nicht den bundesdeutschen Anforderungen entsprechenden Filtertechnik und Effizienz stillgelegt. Bis heute befinden sich Altanlagen des Kraftwerks Boxberg im Rückbau. So wurden die beiden Werke 1 und 2 mit insgesamt zwölf Blöcken mit je 210 MW im Zeitraum 1993–1998 stillgelegt. Am 13. April 2006 wurden vier der gesamt neun unbenutzten Kühltürme des Altwerkes gesprengt. Im Jahr 2000 begann der Rückbau des Schornsteins des Werkes 3, als erster von vier 300 m hohen Stahlbeton-Schornsteinen. Ein Sprengabbruch konnte aus Gründen der sich in der Nähe befindlichen Anlagen der Rauchgasreinigung und Entaschung nicht durchgeführt werden. Aus diesem Grund kam eine Spezialabbruchmaschine mit drei aufgesetzten Spezialbaggern mit hydraulischen Abbruchzangen von 500 t zum Einsatz. Damit wurde der Schaft und das Futtermauerwerk segmentweise abgebrochen. Durch Ein- und Ausfahren der drehbaren Auflagerbühnen wurde die Abbruchmaschine auf die neu hergestellte Arbeitsebene abgesenkt. In gleicher Folge wurde der Schornstein abschnittsweise abgetragen.
Der Betonabbruch wurde innen über eine Fuchsöffnung abgefahren. Eine äußere Kletterbühne gewährleistete einen Schutz vor unbeabsichtigt herabfallen Abbruchmaterialien über die Außenseite. Im gleichen Verfahren werden die 300-m-Schornsteine des Kraftwerkes Jänschwalde abgetragen. Von den drei übrigen 300-m-Schornsteinen wurden zwei am 9. Mai 2009 gegen 11 Uhr gesprengt. Um dies zu ermöglichen, musste die ehemalige Bekohlungsanlage und eine Kohlebandbrücke abgebaut werden. Der dritte Schornstein sollte wegen seiner Nähe zum aktiven Kraftwerk nicht gesprengt werden, nachdem es 1999 bei einer Sprengung im Kraftwerk Schwarze Pumpe bereits zu unerwünschten Zerstörungen kam. Er sollte schrittweise von innen heraus abgebaut werden, jedoch ließ die marode Substanz keinen vollständigen Rückbau auf diese Weise zu. Letztlich wurde die Hülle des entkernten Schornsteins am 6. Oktober 2012 um 11:00 Uhr gesprengt.