Schloss Reinhardsbrunn
In Reinhardsbrunn befand sich das Hauskloster der Landgrafen von Thüringen. Bedeutung erlangte das Kloster als Zentrum der Hirsauer Reformen innerhalb Thüringens, aber auch als Hauskloster und Grablege der zu Landgrafen von Thüringen aufgestiegenen Ludowinger. Bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts war das Kloster Reinhardsbrunn das geistige Zentrum der Landgrafschaft.
Im frühen 13. Jahrhundert setzte allmählich der Niedergang des Klosters Reinhardsbrunn ein, verstärkt durch das Aussterben der Ludowinger 1247 und durch einen Brand im Kloster 1292. Doch auch unter den Wettinern, die den Ludowingern als Landgrafen folgten, diente Reinhardsbrunn noch mehrmals als Grablege. 1525, während des Bauernkriegs, wurde das Kloster geplündert und zerstört. Die Klostergebäude verfielen während der folgenden Jahrzehnte. Nach dem Verfall des Klosters baute Herzog Friedrich Wilhelm I. von Weimar im Jahre 1601 ein Amtshaus für das Amt Reinhardsbrunn. In den Folgejahren entstanden Verbindungsbauten, in welche vermutlich Reste der Klosterbauten eingebunden wurden. Teile der Bauten entstanden unter Herzog Friedrich II. von Gotha-Altenburg um 1706. Den westlichen Bau bildete das Hauptgebäude, „das hohe Haus“ oder „Schloss“ genannt, auf dessen Grundmauern, unter Benutzung der Ecktürme, unter Herzog Ernst I. von Coburg und Gotha 1826/1827 ein Lustschloss im Stil Neugotik entstand. Baurat Gustav Eberhard (1805–1880) aus Gotha und Carl Alexander Heideloff aus Nürnberg waren die Verantwortlichen für die Bauausführung. Nordöstlich stößt das Saalgebäude als kurzer Flügel an das Hauptgebäude, südlich, und damit fast parallel zum Hauptgebäude, verläuft die „Hirschgalerie“. Diese entstand aus dem ehemaligen Amtsgebäude. Von diesem aus verläuft nach Osten zu „das neue Gebäude“, auch der „Lange Bau“ genannt, welches Bauteile des 15. Jahrhunderts enthält und später als Kirchgalerie diente. Die Kirche schließt östlich mit drei Seiten das Achteck und ersetzt die im Jahre 1855 abgerissene Kirche. Sie liegt etwas südlich der ehemaligen Klosterkirche und innerhalb des Raumes der ehemaligen Kreuzgangflügel. Diese ehemalige Kirche war ein großer, sehr aufwändig gestalteter Bau, dessen Größe ein Altargemälde zeigte, welches, Jacobs Traum darstellend, als Familiengedenktafel ausgeführt war. Im Jahre 1850 gelangte das von Christian Richter, Vater des Hofmalers Christian Friedrich Richter (1587–1667), gemalte Bild in die Augustinerkirche zu Gotha. Im Jahre 1891 wurde die Anlage in das Inventar der Kunstdenkmäler des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha aufgenommen.
Im Dritten Reich war die Anlage an die Reichskanzlei vermietet. 1945 erfolgte die entschädigungslose Enteignung des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha durch die sowjetische Besatzungsmacht. So ging dem Herzogshaus auch Schloss Reinhardsbrunn samt Ausstattung und Park verloren. Danach übernahm das Land Thüringen die Immobilien und nutzte sie vorübergehend zur Schulung von Feuerwehr und Polizei. 1953 wurde das Schloss ein Hotel des „VEB Reisebüro“ der DDR, vor allem als Devisenbringer für Gäste aus Westdeutschland und dem westlichen Ausland. Bis 1990 war daher auch ein Intershop auf dem Schlossgelände ansässig. Das Schloss entwickelte sich zum Kultur- und Bildungszentrum, wo Konzerte und Kongresse stattfanden. Ab 1980 stand es als „Denkmal von nationaler Bedeutung“ in der DDR-Denkmalliste. Im herzoglichen Außenpark errichtete und unterhielt zu DDR-Zeiten der VEB Kali Werra das Pionierferienlager „Georgi Dimitroff“. 1992 wurde Schloss Reinhardsbrunn in das Denkmalbuch des Freistaates Thüringen aufgenommen.
Nach der Wende wurde das Hotel Anfang der 90er Jahre über die Treuhandanstalt an zwei westliche Hotelgruppen verkauft. Das Vorhaben, ein Fünfsterne-Hotel daraus zu entwickeln, wurde aber aufgegeben. 2006 wurde das Schloss an die in Weimar ansässige Firma BOB Consult GmbH verkauft. 2008 kauften russische Investoren vom Unternehmen Rusintech die BOB Consult GmbH zusammen mit dem Schloss für 12 Millionen Euro. Die Umstände der Transaktion ließen bei der Thüringer Staatsanwaltschaft den Verdacht auf Geldwäsche aufkommen. 2009 leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen ein. Der Schlosseigentümer ließ die vom Thüringer Landratsamt gestellten Fristen verstreichen und unternahm nichts zur Renovierung oder Sicherung der Immobilie. Thüringen sicherte das Gebäude und reparierte das Dach auf eigene Kosten.
Seit 2016 wurde die Enteignung der Anlage angestrengt, um das Denkmal erhalten zu können. Am 10. Juli 2018 wurde das Schloss durch das Landesverwaltungsamt Thüringen enteignet und an den Freistaat Thüringen übertragen.
Standort: Thüringen / Germany
Eigentümer: Freistaat Thüringen
Bauherr: Ludwig der Springer (1085) /Herzog Friedrich Wilhelm I. von Weimar (1601) / Herzog Friedrich II. von Gotha-Altenburg (1706) / Herzog Ernst I. von Coburg und Gotha (1826)
Architekt: Ludwig der Springer
Fotograf: wesenstein
Status: Leerstand
Stand: 2019
Quelle: Wikimedia Foundation Inc. / Steffen Raßloff, Lutz Gebhardt: Die Thüringer Landgrafen. Geschichte und Sagenwelt
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