Wohnheim für Vertragsarbeiter

„Ankunft Berlin Schönefeld" .. hieß es für beinahe 60 000 Vietnamesen, die zwischen 1980 und 1989 zum Arbeiten in die DDR kamen.

„Abflug Berlin Schönefeld" ...hieß es für mehr als die Hälfte von ihnen, die das Land nach Ende ihres Arbeitsaufenthaltes verlassen mussten, vorzeitig nach Vietnam zurückgingen oder mit der deutschen Wiedervereinigung zu ihren Familien heimkehrten.

Neun Plattenbauten mit rund 1000 Wohnungen – der Komplex in der Gehrenseestraße war eines der größten Wohnheime dieser Art in der DDR. Seit Ende der 70er-Jahre war die DDR dringend auf Arbeitskräfte angewiesen. Sie bot jungen Menschen aus Mosambik, Angola, Kuba, Polen und Vietnam an, sich in der DDR als Facharbeiter zu qualifizieren, um anschließend für mehrere Jahre als preiswerte Arbeitskraft der maroden Planwirtschaft zur Verfügung zu stehen.

Der Einsatz von Vertragsarbeitern begann aber erst nach der Unterzeichnung des Regierungsabkommens zwischen der Sozialistischen Republik Vietnam und der DDR vom 11.April 1980. Auch Vietnam war an dem Abkommen interessiert, um der Arbeitslosigkeit in Vietnam entgegenzuwirken und um die Devisen zur Abzahlung der Staatsschulden zu erwirtschaften. So wurden von den DDR-Betrieben zwölf Prozent des Bruttolohns der Vertragsarbeiter einbehalten und an die vietnamesische Regierung überwiesen.

Mit der Vereinigung beider deutscher Staaten verblieben die Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter zunächst in einem rechtlich ungeklärten Raum. Viele dieser Arbeitsverträge wurden jedoch im Zuge der "Wende" aufgelöst, da die zusammenbrechende ostdeutsche Wirtschaft die (Staats-)Verträge zwischen der DDR und Vietnam nicht mehr erfüllen konnte. Es kam zu Änderungsverhandlungen mit den Entsendestaaten, denen allerdings durch den am 18. Mai 1990 unterzeichneten Staatsvertrag über die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion der beiden deutschen Staaten enge Grenzen gesetzt waren. Vertragsarbeiter, die in ihre Heimat zurückkehrten, erhielten eine Entschädigung von 3 000 DM und freien Rückflug.

Da eine Vielzahl der Betriebe der DDR geschlossen wurde, sahen sich auch die Vertragsarbeiter kurz nach der Wende ganz überwiegend der Arbeitslosigkeit ausgesetzt. Viele nahmen aus diesem Grunde das Angebot war, in ihre Heimat zurückzureisen. Im Jahre 2008 hatte man angefangen die Häuser zu entkernen, indem Fenster ausgebaut worden sind. Seitdem diente das Gelände als illelage Müllhalde.

2017 wurde das Gelände an den schwäbische Immobiliendienstleister Accentro mit Sitz in Berlin verkauft. An der Gehrenseestraße plant die Accentro nun die vorhandenen Ruinen zu sanieren und aufzustocken – mit zum Paket des Projektentwicklers gehört auch der Bau eines Kindergartens und von öffentlichen Spielplätzen. Bis zum Jahr 2020 soll alles fertig sein.


Standort: Berlin / Germany

Eigentümer: Accentro Real Estate

Fotograf: Denny Müller

Status: Leerstand

Stand: 2018

Quelle: Abendblatt Berlin, Wikimedia Foundation Inc.

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