Der Schulneubau im Berliner Bezirk Wedding wurde nach einem Architektenwettbewerb im Jahr 1971 von den Architekten entsprechend der im Strukturplan der Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates vom Jahre 1970 geforderten Dreistufigkeit des Schulwesens (Grundstufe, Mittelstufe und Oberstufe) als Oberstufenschulzentrum (OSW) geplant. Die gymnasiale Oberstufe wurde reformiert, indem man die traditionellen Klassenverbände auflöste und mit einem Kurssystem die Selbstbestimmung der Schüler förderte. Darüber hinaus wurde das Programm durch die Einbeziehung außerschulischer Bildungs- und Kulturangebote erweitert.
Dieses Konzept hatte Auswirkungen auch auf die bauliche Gestaltung der neuen Oberstufenzentren. Das markante Bauwerk wurde 1974 bis 1976 nach Plänen von Hans-Joachim Pysall, Uwe Jensen und Peter Stahrenberg als Oberstufenschulzentrum Wedding errichtet. Die als Diesterweg- oder Ranke-Gymnasium bekannte Schule setzte das Reformprogramm mustergültig um und wirkte als Vorbild für viele spätere Oberstufenzentren.
Das Schulgebäude war eine dreigeschossige, nach ihrer unterschiedlichen Nutzung horizontal gegliederte Anlage mit flexiblen Räumen und großen, multifunktionalen Flächen und vereinte soziale und kulturelle Räume für das Brunnenviertel. Das Oberstufenzentrum war ein Ort der Begegnung und Bildung und manifestierte sich architektonisch in dem großzügigen, offenen Raumkonzept und in der sich durch das Erdgeschoss hindurchziehenden Schulstraße. In der formalen Gestaltung des Gebäudes spiegeln sich Konzepte des Strukturalismus und des modularen Bauens der Sechziger und Siebziger Jahre.
Nach Ende der Bauzeit (1974-1976) zog statt der großen Utopie ein bodenständiges Gymnasium ein. Zuerst zog das Ranke Gymnasium, mit den Klassen 7 bis 13, in den Neubau ein. In einem, dem Baukörper geplanten Modul, war ab 1978 die Hugo Heimann Bibliothek untergebracht. Im Jahre 2001 wurde das Ranke Gymnasium in das Diesterweg-Gymnasium eingegliedert und bezog das Oberstufenzentrum im Brunnenviertel.
Aufgrund eines Beschlusses im Bezirk Mitte aus dem Jahre 2007 ist die Schule zu Beginn des Schuljahres 2011/12 an ihren ehemaligen Standort in der Böttgerstraße zurückgezogen, der mit Mitteln aus dem Konjunkturprogramm des Bundes umfassend renoviert wurde. Im Sommer 2011 wurde das ehemalige Diesterweg-Gymnasium geschlossen, da für das Gebäude eine nach heutigen Maßstäben wirtschaftliche Nutzung vor allem aufgrund des hohen Flächenanteils pro Schüler und des schlechten energetischen Standards nicht mehr gegeben war.
Das Landesdenkmalamt Berlin hat das Oberstufen-Schulzentrum Berlin-Wedding am 01.11.2019 unter Denkmalschutz gestellt. Das Gymnasium ist ein anschauliches Zeugnis für die architektonische Umsetzung eines neuartigen Bildungskonzeptes, das an diesem Standort eine künstlerische Interpretation von höchster Qualität erhalten hat. In Zukunft soll der Schulstandort reaktiviert werden und dazu geht das Projekt in die nächsten Planungsschritte.
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Standort: Berlin
Eigentümer: Land Berlin
Bauherr: Bezirksamt Wedding von Berlin
Architekt: Hans-Joachim Pysall
Fotograf: Denny Müller (Oranges UFO)
Status: nicht öffentlich zugänglich (Asbestbelastung)
Stand: 2018
Quelle: OrangesUFO.de, Universität Braunschweig
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Die Cité Foch ist ein Wohngebiet im Berliner Ortsteil Wittenau des Bezirks Reinickendorf. Die Siedlung entstand im Wesentlichen zwischen 1952 und 1976 als Wohngebiet für die französischen Streitkräfte in Berlin und deren Angehörige. Sie ist im Norden begrenzt durch den Packereigraben, westlich durch den Steinbergpark, südlich durch die Gleise der Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde und östlich durch die Jean-Jaurès-Straße und Cyclopstraße. Die Cité Foch (anfangs auch Cité Tucoulou) hatte sich mit der Zeit zum größten der französischen Wohngebiete entwickelt. Auf rund 47 Hektar befanden sich 785 Wohnungen (80 Gebäude), die höchste Bewohnerzahl erreichte die Siedlung 1991 mit 2600 Personen.
Ursprünglich befand sich hier die Maschinenfabrik Cyclop, deren Lager im August 1945 von französischen Einheiten als Notbehelf bezogen und „Camp Foch“ (nach Ferdinand Foch, einem französischen Marschall im Ersten Weltkrieg) benannt wurde. Da sich auf dem Gelände auch militärische Einrichtungen befanden, war die Cité Foch nicht öffentlich zugänglich. 1994 zog die französischen Armee ab und die Liegenschaften gingen an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben über.
Nach der deutschen Wiedervereinigung fiel das Grundstück 1994 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). An der Rue Montesquieu nutzte der Bundesnachrichtendienst nach dem Abzug der Franzosen noch für eine Weile den Antennenmast und ein Verwaltungsgebäude. Anfang der 2000er Jahre drohte die Cité Foch zu einer Geisterstadt zu werden. Einkaufs- und Begegnungsstätten, Restaurant und Fitnesszentrum, Hallensportanlagen und Schwimmbad, medizinische Betreuungseinrichtungen, Kita und sonstige Gebäude wurden geschlossen und verfielen oder wurden ungeschützt dem Vandalismus preisgegeben. Die Wohnungen konnten nur schwer vermietet werden, da sie für neue Mieter zu groß waren. Entsprechend der Bauzeit waren sie schlecht geschnitten, marode und zudem wurden überwiegend nur befristete Mietverträge angeboten.
Erst nach einer Sanierung durch die BIMA um 2000 besserte sich die Situation. Das Collège Voltaire (französische Auslandsschule) zog 2011 nach Tiergarten um. Damit das nun leerstehende Schulgebäude in der Cité Foch nicht verwahrlost, wurde hier ein Pilotprojekt zur „Bewachung durch Bewohnung“ nach dem niederländischen „Antikraak“-Modell eingerichtet. Im Februar 2015 wurde in der ehemaligen französischen Bildungsanstalt über den Träger Soziale Initiative Niederlausitz eine Notunterkunft in Betrieb genommen. Dort lebten rund 340 Menschen unterschiedlicher Herkunft auf dem weitläufigen Gelände. Inzwischen ist das Gebäude wirtschaftlich nicht mehr tragbar und wurde aufgeben.
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Das Schulungszentrum in Ballenstedt ist ein Gebäudekomplex, der eine Vergangenheit als Kaderschmiede zweier politischer Systeme im 20. Jahrhundert hat. Abgelegen im Wald am Ortsrand, wurde dort 1934 eine staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt gegründet. Ab 1936 war dort neun Jahre lang die Napola Anhalt untergebracht. Streng abgeschottet folgten ab 1949 Jahrzehnte der Nutzung als Bezirksparteischule Wilhelm Liebknecht der Bezirkleitung Halle der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands.
Der Plan zum nach barocken Gestaltungsprinzipien gestalteten Schulkomplex stammt vom Regierungs- und Baurat Kurt Ehrlich aus Ballenstedt. Das Funktionsensemble umschließt den 140 Meter langen und bis 90 Meter breiten Appellplatz. Lehr- und Wirtschaftsgebäude bilden die Nord-Süd-Abschlüsse. Die zweigeschossigen Internatsgebäude waren mit je zwei nach hinten versetzten Blöcken an den Längsseiten angeordnet – eine für Kasernenbauten nicht unübliche Anordnung. Daraus ergeben sich wohl eher nicht zufällig aus der Vogelperspektive gespiegelte Siegrunen – das Symbol des Deutschen Jungvolkes. Die Unterrichtsräume im Lehrgebäude sind alle in Richtung Appellplatz ausgerichtet. Im Oktober 1942 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben. Mit dem Einzug des Anstaltsleiters und seiner Kanzlei im Juni 1943 fungierte es auch als Verwaltungsgebäude.
Nach 1945 wurden die unterschiedlich großen Unterrichtsräume je nach aktuellen Nutzungsanforderungen mehrfach umgebaut und modernisiert. Ein Ring aus Wandelgängen verbindet alle Gebäude des Schulkomplexes: Das Lehrgebäude im Norden, die vier Internatsgebäude im Osten und Westen sowie das Wirtschaftsgebäude im Süden. Der 36 Meter hohe Glockenturm am Lehrgebäude des Schulkomplexes war in den Anfangsplanungen nicht vorgesehen.
Während der Zeit als SED-Bezirksparteischule erhielt der Turm Richtfunk-Antennen. Nach dem Krieg wurde Kurt Ehrlich erneut auf dem Großen Ziegenberg aktiv: Als mit dem Objekt bestens vertrauter Fachmann hatten ihn die SED-Oberen mit der Planung der Um- und Ausbaumaßnahmen beauftragt. Der Appellplatz wurde mit Koniferen bepflanzt. Das einstige Herrenhaus auf dem Gelände – die Villa Koch – fungierte ab April 1943 als „Heim III“ und war mit 80 „Jungmannen“ belegt. Während der Nutzung als SED-Bezirksparteischule wurde das Gebäude 1970 zum Klubhaus umgebaut. Die beiden als Internat genutzten Plattenbauten stammen aus dem Jahr 1970.
Die „Nationalpolitische Erziehungsanstalt Anhalt“ (abgekürzt NPEA Anhalt, landläufig meist Napola genannt) war eine von 39 Internatsoberschulen, die nach der nationalsozialistischen Machtergreifung von 1933 gegründet wurden. Die in Ballenstedt war der einzige Neubau einer solchen Schule. 1936 war Grundsteinlegung, die Bautätigkeit dauerte viele Jahre. Erst im Oktober 1942 wurde das Lehrgebäude seiner Bestimmung übergeben. 1943 übernahm die NPEA Anhalt den Schulbetrieb der Klosterschule Ilfeld, die seit 1934 ebenfalls als NPEA genutzt worden war. In der Elite-Einrichtung wurden bis 1945 mehr als 350 Schüler zu leistungsstarken, linientreuen Nationalsozialisten erzogen. Mit Ende des Dritten Reiches, nach neun Jahren Nutzung, wurde die Napola in Ballenstedt 1945 aufgelöst.[
Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik nutzte die staatstragende Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) das Areal als Bezirksparteischule. Von 1956 bis 1989 – also in einer Zeitspanne von 33 Jahren – absolvierten mehr als 16.000 SED-Parteimitglieder aus den DDR-Bezirken Halle (bis 1989) und Magdeburg (bis 1975) dort einjährige Lehrgänge der „Bezirksparteischule Wilhelm Liebknecht“. Das Areal der Bezirksparteischule war ein weitgehend autonomer, eingezäunter und bewachter Campus, der nur mit einem entsprechenden Dokument betreten werden konnte. Personen, die nicht zum rund 150 Mitarbeiter zählenden Kollektiv der Bezirksparteischule – also Lehrer sowie Mitarbeiter zur Gewährleistung der alltäglichen Aufgaben – gehörten, war der Zutritt prinzipiell verwehrt. Auf dem Gelände gab es ein Café, ein Klubhaus, einen Lebensmittel- und einen Buchladen, ein Frisörgeschäft sowie eine Sauna.
Die Nähe zur Grenze zur Bundesrepublik Deutschland führte 1966 zur Einbindung der Bezirksparteischule in das Sicherheitssystem der DDR. Aus dem Kreis der Parteischüler wurde ein Kampfgruppen-Bataillon gebildet. Das Gelände wurde komplett undurchlässig eingezäunt, ein Wachdienst mit fünf uniformierten Polizisten sowie 25 bewaffneten Zivilmännern eingeführt und eine Waffenkammer mit Infanteriewaffen, Handgranaten und Fla-MGs für 250 Kämpfer eingerichtet. Bis 1989 wurde der Große Hörsaal für Jugendweihe-Feierstunden der Stadt Ballenstedt genutzt.
Während der Wendezeit endete noch im November 1989 die Lehrtätigkeit der Bezirksparteischule. Am 1. Juli 1990 übernahm die Stadt Ballenstedt das Areal. Als GmbH startete die Einrichtung mit 120 Mitarbeitern in die Marktwirtschaft. 1991 wurde sie der Treuhand übergeben. Diese investierte in die Modernisierung, sodass die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Sachsen-Anhalt einzog und bis 1995 blieb. Teile des Areals sind im Besitz eines österreichischen Investors. Die restlichen Gebäude sind Eigentum der Stadt Ballenstedt. Der ehemalige Speisesaal wird weiterhin genutzt – als Sporthalle für den ortsansässigen Tischtennis- und Karate-Verein. Seit Mitte der 1990er Jahre steht die Anlage unter Denkmalschutz. Die Gesamtnutzung des Gebäudekomplexes ist weiter offen.
Standort: Sachsen-Anhalt / Germany
Eigentümer: Gemeinde Ballenstedt
Bauherr: Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NPEA)
Architekt: Kurt Ehrlich
Fotograf: Denny Müller
Status: Leerstand
Stand: 2018
Quelle: Wikimedia Foundation Inc.
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Auf das 16 500 Quadratmeter große Gelände an der Leonorenstraße 35 in Berlin-Lankwitz entstand in den Jahren 1963 bis 1967 die Landeslehranstalt für technische Assistenten in der Medizin. Schüler sind hier zum Medizinisch-technische Assistenten (MTA), Ergotherapeuten und Diätassistenten ausgebildet worden. Die Fachschule mit fast 300 Schülern und Schülerinnen sowie 25 Lehrern besaß in ganz Deutschland einen guten Ruf. Nicht nur in Krankenhäusern, Praxen und Instituten in Berlin und Brandenburg arbeiten Absolventen, sondern auch in Bayern, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern. Jedes Jahr verließen etwa 100 medizinischtechnische Assistenten (MTA) die renommierte Schule mit optimierten Strukturen an der Leonorenstraße, die zum Krankenhauskonzern Vivantes gehörte.
2003 fiel bei dem Ausbildungsträger Vivantes die Entscheidung, aus Kostengründen die Einrichtung zu schließen. Am 8. Juli 2005 legten die 60 Absolventen des Ausbildungsjahrgangs letztmalig ihre Prüfungen zum Staatsexamen in dieser Schule ab. Die Lehranstalt wurde Ende 2005 geschlossen. Ein Teil der Kapazitäten blieb erhalten. 2007 entstanden am Klinikstandort Buch 135 neue Ausbildungsstellen für MTA.
Der Bogensee gehört zum Ortsteil Lanke der Gemeinde Wandlitz im Land Brandenburg. Er liegt zwischen den Wandlitzer Ortsteilen Wandlitz, Prenden und Klosterfelde, etwa 15 Kilometer nördlich der Berliner Stadtgrenze.
Bekannt wurde der See durch den hier errichteten Landsitz für Joseph Goebbels und die spätere Nutzung als Jugendhochschule der FDJ, deren Gebäude unter Denkmalschutz stehen. Im Jahr 1936 schenkte die Stadt Berlin den Bogensee und 496,3 Hektar Land mit einem am Ostufer des Sees errichteten Blockhaus Reichspropagandaminister Goebbels zu dessen 39. Geburtstag auf Lebenszeit. Da Goebbels bald der Meinung war, dass das Häuschen seinen Bedürfnisse nicht mehr genügte, ließ er westlich des Sees, in einiger Entfernung vom Ufer, bis 1939 einen neuen Landsitz errichten. Die UFA trug 1,5 Millionen Reichsmark zum Bau bei. Im Landhaus trafen sich Künstler und Schauspieler wie Zarah Leander, Emil Jannings oder Heinz Rühmann. Die Kinder der Familie besuchten die Schule im Dorf Wandlitz, wohin sie mit einer Kutsche gebracht wurden.
Das Gelände am Bogensee, bewacht von einer SS-Eliteeinheit, wurde während der Schlacht um Berlin Ende April 1945 von Truppen der Roten Armee besetzt. In der folgenden zehnmonatigen Nutzung durch die sowjetischen Streitkräfte diente es vorübergehend als Militärlazarett. Nach dem Verlassen des Areals durch die Militärangehörigen am 27. Februar 1946 wurden das Gelände und die Gebäude Anfang März 1946 an den Provinzialjugendausschuss übergeben. Kurz darauf wandte sich Erich Honecker, Mitbegründer der Freien Deutschen Jugend (FDJ), an die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) mit der Bitte um Einrichtung einer zentralen Jugendleiterschule, die ab Anfang April 1946 durch das Zentrale Organisationskomitee der FDJ im Gebäudekomplex am Bogensee eingerichtet wurde. Die Zentralschule der FDJ trug in der ersten Zeit den Namen „Waldhof am Bogensee“, der noch aus der Vorkriegszeit stammte und über dem Haupteingang des Goebbels-Landsitzes angebracht war. 1950 wurde der FDJ-Jugendhochschule der Name des ersten Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, verliehen.
Am 16. Oktober 1951 wurde der Grundstein für die Erweiterungsbauten der Hochschule gelegt – Lektionsgebäude, Internat (Hörerwohnhäuser genannt) und Gemeinschaftshaus sowie die Gestaltung der innerhalb des Komplexes gelegenen Frei- und Grünflächen. Die Arbeiten erfolgten durch den Architekten der Berliner Stalinallee, Hermann Henselmann, im Stil des Sozialistischen Klassizismus. Zunächst kamen die Schüler aus allen Teilen Deutschlands, später empfing die Jugendhochschule immer mehr Jugendliche aus den befreundeten sozialistischen Ländern. Deshalb wurde in einer zweiten Bauphase nach 1980 im Landhaus ein Restaurant für repräsentative Zwecke eingerichtet und weitere Neubauten – eine Sporthalle, ein Heizhaus und ein weiteres Internatsgebäude – ergänzten den Hochschulkomplex. Im Lektionsgebäude wurde die zweitgrößte Simultananlage der DDR mit 18 Fremdsprachenkabinen und 560 Sitzplätzen errichtet. Kindergarten und -krippe wurden im ehemaligen Gästehaus, dem heutigen Forstamt, untergebracht. Seit Mitte der 1970er Jahre absolvierten auch Studenten aus kapitalistischen Ländern die Jugendhochschule, darunter aus der Bundesrepublik Deutschland (SDAJ-Mitglieder), aus Dänemark (DKU-Mitglieder), aus Griechenland, Chile oder Grenada. Einige Studenten hatten sich unter falscher Identität immatrikulieren lassen, da sie in ihren Heimatländern politischer Verfolgung ausgesetzt waren. 1981 fand die Pressekonferenz des Bundeskanzlers Helmut Schmidt während seines Besuchs in der DDR in der Jugendhochschule am Bogensee statt.
Die Jugendhochschule wurde mit der Wende in der DDR abgewickelt, das gesamte Gelände fiel wieder an das Land Berlin als Eigentümer. Mitte Juni 1990 fand dort die vom damaligen Ministerium für Umweltschutz und Reaktorsicherheit der Regierung de Maizière einberufene, später Bogensee-Konferenz genannte Zusammenkunft statt, die den Verkauf der DDR-Energiebetriebe an die großen westdeutschen Stromkonzerne besiegelte. Zunächst zog der gemeinnützige Internationale Bund für Sozialarbeit als Nutzer ein. Nun wurden Jugendliche für die Sozialarbeit ausgebildet, ein Gebäude diente auch als Hotel. Weil das Konzept nicht erfolgreich und defizitär war, gab es danach neue Projekte wie von 1991 bis 1999 das Internationale Bildungszentrum (IBC). Seither stehen die denkmalgeschützten Gebäude leer und sind dem Verfall preisgegeben. Danach fanden bis 2005 in den Hochschulgebäuden noch jährlich einmal Schulungen der Berliner Polizei statt. Die durch das Land Berlin zu tragenden Betriebskosten belaufen sich auf über 250.000 Euro pro Jahr. Der einzige Betrieb auf dem Gelände war zwischen Mitte der 2000er und dem Jahr 2008 die Berliner Forstverwaltung mit ihrer Verwaltung in der ehemaligen Goebbelsschen Blockhütte und ihrer Waldschule, die Kindern die heimische Natur näher bringen will. Die von der Waldschule genutzten Gebäude wurden 2010 unter Denkmalschutzauflagen saniert.
Weltweit wurde die Immobilie im Jahr 2008 zum Verkauf ausgeschrieben. Das durch den Immobilienfonds Berlin initiierte Bieterverfahren wurde jedoch im Frühjahr 2009 ausgesetzt, obwohl sich viele Kaufinteressenten gemeldet hatten. Die eingereichten Nutzungskonzepte waren unakzeptabel, da sie nicht den gesamten Komplex umfassten. Die ebenfalls leerstehende Goebbelssche Blockhütte wurde bei einem Dachstuhlbrand am 14. Mai 2015 schwer beschädigt und verfällt seither. Im Januar 2015 gründete sich ein Förderverein zum Erhalt der Gebäude und Nutzung als internationale Akademie mit Bildungsangeboten für Akademiker aus Krisengebieten.
Standort: Brandenburg / Germany
Eigentümer: Land Berlin
Bauherr: Zentrale Organisationskomitee der FDJ
Architekt: Hermann Henselmann
Fotograf: Denny Müller
Status: Teilnutzung
Stand: 2018
Quelle: Wikimedia Foundation Inc.
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