Betriebspoliklinik Oberspree

Die historischen Vorläufer dieser medizinischen Versorgungszentren gehen auf den berühmten Arzt und Gelehrten Christoph Wilhelm Hufeland zurück, der 1810 in Berlin für die Eröffnung der ersten Poliklinik gesorgt hatte. Polikliniken in der ehemaligen DDR sollten die Basis der gesamten ambulanten Gesundheitsbetreung darstellen. Eine solche medizinische Betreuung hatte für Patienten und für die Ärzte Vorteile. Die Patienten hatten einerseits keine langen Wege von Arzt zu Arzt und die Ärzte andererseits konnten teure medizinische Geräte gemeinsam nutzen. Durch in der Poliklinik vorhandene Labore oder Röntgenabteilungen wurden Doppeluntersuchungen vermieden. Zudem existierte nur eine einzige Patientenakte, auf die sämtliche Ärzte jederzeit Zugriff hatten.

Nicht nur die Staatsführung investierte in diese Idee, auch viele Betriebe der ehemaligen DDR unterhielten eigene Polikliniken. So auch das Werk für Fernsehelektronik in Oberschöneweide. Die wirtschaftliche Geschichte begann schon um 1900 als sich zahlreiche Unternehmen in Oberschönweide ansiedelten. Ab 1913 begann im AEG-Kabelwerk Oberspree die Produktion von Elektronenröhren. Ab den 1930er Jahren produzierte Telefunken in Oberschöneweide Sendeanlagen. 1938 wurde die Röhrenproduktion der AEG im AEG-Röhrenwerk Oberspree zusammengefasst. 1951 erfolgte der Zusammenschluss mit anderen Betrieben und die Umbenennung in Werk für Fernmeldewesen. Zum 1. Mai 1952 wurde das Oberspreewerk ein volkseigener Betrieb (VEB). 1959 wurde ein Bildröhrenwerk gegründet. 1960 erfolgte die Umbenennung in Werk für Fernsehelektronik.

Die Betriebspoliklinik Oberspree in der Steffelbauerstraße wurde 1959 eröffnet. Vorher befand sich die Betriebspoliklinik Oberspree in der Einbauhalle der Akkumulatorenwerke in der Ostendstraße von Oberschönweide. Ab 1977 gab es im Untergeschoß der Poliklinik eine Krankengymnastik mit Elektro- und Hydrotherapie.

Ab 1990 wurde die Röhren- und Halbleiterproduktion schrittweise eingestellt. Das WF wurde in eine GmbH umgewandelt und die Belegschaft von rund 9.000 auf etwa 1.400 reduziert. Im Mai 1990 wurde im Behrensbau das firmeneigene Museum Technik im Turm eröffnet. 1993 übernahm Samsung SDI das WF. Die Firma lautete nun Samsung Elektronische Bauelemente GmbH. Das Museum im Turm wurde geschlossen und seine Bestände wurden eingelagert. Anfang der 2000er Jahre ging wegen des Aufkommens von LCD-Bildschirmen weltweit die Nachfrage nach Bildröhren stark zurück. Das WF wurde daraufhin 2005 geschlossen und steht seitdem weitgehend leer.  Als Chirurgische Gemeinschaftspraxis Dietz Werner Dr.med. U. Ritter Jurid Dipl.-Med. wurde die Betriebspoliklinik noch nachgenutzt und ist 2016 abgerissen worden.

Nach der Wende erhielt die Einrichtung einen Auftritt im Polizeiruf 110 von 1990 in der Folge "Ball der einsamen Herzen" und stellte im Film die "Poliklinik Oberschöneweide" dar.


Standort: Berlin / Germany

Bauherr: VEB Oberspreewerk

Fotograf: Denny Müller

Status: abgerissen

Stand: 2018

Quelle: Durchblick Gesundheit, Januar 2007  / MDR - "Ärzte unter einem Dach - die Poliklinik" / drehorte-filme-ddr.de / Wikimedia Foundation Inc.

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Krankenhaus Heckeshorn

Reichsluftschutzschule

Die Anlage erstreckt sich auf einem gut 90.000 Quadratmeter großen, bewaldeten Areal, das zum Teil auch als Landschaftsschutzgebiet mit zahlreichen Naturdenkmalen ausgewiesen ist. Die Planung einer Reichsluftschutzschule, einer Ausbildungsstätte für Luftschutzwarte, begann im Mai 1937 mit dem Erwerb der Grundstücke durch den damals gegründeten Reichsluftschutzbund. Den Entwurf der Anlage lieferte Eduard Jobst Siedler, der Architekt des Zehlendorfer Rathauses und des Erweiterungsbaus der Reichskanzlei in Berlin-Mitte.

Mit Anlage und Gestaltung der ehemaligen Reichsluftschutzschule versuchte Eduard Jobst Siedler, zwischen Siedlungs- und Kasernenbau zu vermitteln, indem er die Gebäude zum einen in die vorhandene Umgebung einpasste und formal mit Gestaltungselementen des ländlichen Bauens versah, zum anderen aber diese in Lage und Größe übersteigerte und die dekorativen Details auf wenige Formen reduzierte. Unter den erhaltenen Großbauten aus der Zeit des Nationalsozialismus in Berlin stellt die ehemalige Reichsluftschutzschule damit ein bemerkenswertes Beispiel dar. Ein wesentlicher Aspekt seiner Planung war die Bewahrung der bewaldeten Landschaft, wobei das Verstreuen der einzelnen Bauten auf dem Gelände womöglich auch ein Erkennen aus der Luft erschweren sollte.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg grassierende Tuberkulose-Epidemie, von der in Berlin allein 65.000 Menschen betroffen waren, war der Anlass zur Gründung des Tuberkulose-Krankenhauses Heckeshorn am 1. April 1947. Ihren Standort fand die Klinik auf dem von der amerikanischen Besatzungsmacht freigegebenen Gelände der ehemaligen Reichsluftschutzschule, bestehend aus mehreren Klinkerbauten und Holzbaracken, die zu Liegehallen umfunktioniert und später durch Flachbauten ersetzt wurden. Die Klinik bestand aus vier klinischen Abteilungen (Diagnostik, Innere Medizin, Chirurgie, Pädiatrie) sowie einem Zentrallabor für Mikrobiologie, einem klinisch-chemischen Labor und den Instituten für Röntgenologie und Pathologie.

Auf dem Gelände am Heckeshorn steht bis heute ein in den 1940er Jahren errichteter Hochbunker mit einer eigenen Sendemastanlage, die während der Blockade 1948/1949 (Berliner Luftbrücke) drahtlose Fernsprechverbindungen nach Westdeutschland ermöglichte. Im Bunker war anfangs die Pathologie untergebracht, später diente er als Lagerraum und als ABC-geschütztes Notfallkrankenhaus. Der Erste Ärztliche Leiter in Heckeshorn war Karl Auersbach (1946–1963), gefolgt von Karl Ludwig Radenbach (1964–1983), Robert Loddenkemper (1983–2005) und Dirk Kaiser (seit 2006). Von 1996 bis 2009 war in der Lungenklinik Heckeshorn auch das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) angesiedelt, das sich heute in direkter räumlicher Nachbarschaft des Hauptstadtbüros der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie befindet.

Nach mehreren Trägerwechseln gehört Heckeshorn seit 2004 zur Helios Kliniken GmbH. 2007 fand die Klinik – begleitet von starken Protesten gegen eine befürchtete Schließung, in deren Verlauf sich der Verein Freunde der Lungenklinik Heckeshorn gründete – ihren neuen Standort auf dem Gelände des Helios Klinikums Emil von Behring, führt aber ihren Namen „Lungenklinik Heckeshorn“ weiter.

Die ehemaligen Klinikgebäude wuden für zahlreiche TV-Produktionen genutzt und die dafür benötigte medizinische Ausstattung von der Firma Flatliners bereitgestellt. Hier entstanden die Serien Für alle Fälle Stefanie und Klinik am Alex. 2010 wurde in Heckeshorn die dritte Staffel der RTL-Serie Doctor’s Diary gedreht. Im Januar 2010 diente Heckeshorn als Drehort für den Kinofilm Unknown Identity. Heute ist nur noch das DRK und der Blutspendedienst Ost Hauptmieter der Gebäude. Die Stadt Berlin versucht, das Grundstück der Lungenklinik über den Liegenschaftsfonds Berlin zu verkaufen. Seit 2015 wurden in einigen Gebäuden der Klinik geflüchtete Menschen untergebracht.


Standort: Berlin / Germany

Eigentümer: Land Berlin

Bauherr: Präsidium des Reichsluftschutzbundes

Architekt: Siedler, Eduard Jobst

Fotograf: Sakura

Status: Teilnutzung

Stand: 2018

Quelle: Landesdenkmalamt Berlin / Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 108f / Schäche, Wolfgang: Architektur und Städtebau in Berlin zwischen 1933 und 1945, Berlin 1991 / Wikimedia Foundation Inc.

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Pflegeheim Saalow

Im Jahr 1936 wurde westlich von Saalow ein Kasernengelände angelegt, in das zunächst eine Sperrballon-Einheit der Luftwaffe einzog. Im Jahr 1940 wurde sie in eine Ausbildungs-Abteilung für Sanitätspersonal umgewandelt. Bis Kriegsende war die Einrichtung auch Lazarett. Auf dem Friedhof in der Nähe ruhen mehrere hundert deutsche Soldaten, die hier gestorben sind. Zuletzt befanden sich hier 38 Baracken. Kurz nach Kriegsende waren einige Baracken zerstört worden. Die verbliebenen 22 Baracken wurden ab 1946 als Unterkunft für Umsiedler genutzt.

Ab 1947 kam eine Krankenstation hinzu. 1948 wurde daraus das "Feierabendheim Saalow". Im Jahr 1953 entstand daraus das Pflegeheim Saalow, das ab 1954 als "Pflegeheim Freundschaft" firmierte. Von 1956 bis 1958 wurden einige massive Gebäude errichtet. Bis zu 1200 alte und pflegebedürftige Menschen wurden im Pflegeheim untergebracht. 1990 waren es noch rund 600 Menschen, die unter denkbar schlechten Bedingungen dort lebten. Die verschiedenen Wandgestaltungen „Jahreszeiten“ aus Keramik, Wandmalerei „Kaukasischer Kreidekreis“ und Plastik „Kämpfende Hähne“ in der Pflege- und Betreuungseinrichtung „Saalower Berg“ stellen eine Besonderheit dar. 1990 besuchte der damalige Ministerpräsident der DDR Lothar de Maizière das Pflegeheim, um sich über die Missstände zu informieren.

2003 wurden die Baracken abgerissen. Heute befindet sich hier die "Seniorenbetreuungseinrichtung Saalower Berg" des DRK, die Tagespflegeeinrichtung Saalower Berg und der Seniorenclub Saalow.


Standort: Brandenburg / Gemany

Eigentümer: unbekannt

Fotograf: Denny Müller

Status: Leerstand

Stand: 2018

Quelle: Wikimedia Foundation Inc.

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Franz Volhard Klinik

Zentralinstitut für Herz-Kreislauf-Regulationsforschung

Zu den Ergänzungsbauten der Nachkriegszeit im nördlichen Außenbereich des ehemaligen Genesungsheims gehört der 1956-57 nach Entwurf von Franz Ehrlich errichtete Klinik-Neubau für das Institut für Kortiko-Viscerale Pathologie und Therapie. Das aus der Forschungsabteilung für Schlaftherapie hervorgegangene Institut wurde 1958 der Akademie der Wissenschaften der DDR unterstellt und 1992 in Franz-Volhard-Klinik umbenannt.

In Zusammenarbeit mit dem Leiter der Einrichtung, Prof. Dr. Rudolf Baumann, entwarf Franz Ehrlich eine einzigartige Anlage, die sowohl wegen ihrer für die damalige Zeit ungewöhnlich modernen Gestaltung und der funktionalen Anordnung der Räume als auch wegen der hochwertigen technischen Ausstattung weltweit Anerkennung fand. Für die neuartige Bauaufgabe einer Schlafklinik, für die es auch international keine Vorbilder gab, hatte Ehrlich schallisolierte und klimatisierte Einzelzimmer entwickelt, die er ebenerdig um einen trapezförmigen Gartenhof reihte. Der am Bauhaus ausgebildete Architekt stellt in erhalb der Architekturgeschichte der DDR eine Ausnahmeerscheinung dar, weil er auch jenseits der in den 1950er Jahren verordneten stalinistischen Baudoktrin der Nationalen Tradition Bauentwürfe verwirklichen konnte, die an den internationalen Funktionalismus anknüpften.

Das Zentralinstitut für Herz-Kreislaufforschung (ZIHK), von der Gründung bis Ende Juni 1980 als Zentralinstitut für Herz-Kreislauf-Regulationsforschung bezeichnet, war ein vom 1. Januar 1972 bis zum 31. Dezember 1991 bestehendes außeruniversitäres Forschungsinstitut der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW). Es fungierte in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) als Leiteinrichtung für die Behandlung und Erforschung von Herz-Kreislauferkrankungen und war ab September 1984 Collaborating Center der Weltgesundheitsorganisation. Nachfolgeeinrichtung des Instituts ist das 1992 gegründete Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. Das Zentralinstitut für Herz-Kreislaufforschung, das 1985 rund 450 Mitarbeiter hatte, fungierte in der DDR als Leiteinrichtung für die Bekämpfung von Herz-Kreislauferkrankungen. Forschungsschwerpunkte des Instituts waren unter anderem die Grundlagenforschung zu den Ursachen der arteriellen Hypertonie und der koronaren Herzkrankheit, die Untersuchung der Regulation des Herz-Kreislauf-Systems und der Rolle des Zentralnervensystems, die Erforschung der Molekular- und Zellbiologie des Herzens und des Gefäßsystems sowie die Aufklärung der Ursachen des Herzinfarkts und des plötzlichen Herztodes. Darüber hinaus oblag dem Institut die Entwicklung und Bewertung neuer medikamentöser und apparativer Therapieansätze zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen. Gründungsdirektor des Zentralinstituts für Herz-Kreislaufforschung und ärztlicher Direktor der zugehörigen Klinik mit rund 80 Betten wurde Rudolf Baumann, der seit 1958 das Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie geleitet hatte. Ihm folgten von 1978 bis 1990 Horst Heine und von 1990 bis 1991 Karlheinz Richter. Albert Wollenberger, der zuvor das Institut für Kreislaufforschung geleitet hatte, wurde Bereichsdirektor am ZIHK. Nach der deutschen Wiedervereinigung entstanden als Nachfolgeeinrichtungen der drei in Berlin-Buch ansässigen Zentralinstitute mit Beginn des Jahres 1992 das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) als Forschungsinstitut, ein nach dem deutschen Internisten Franz Volhard benanntes kardiologisches Spezialkrankenhaus. Die Klinik, die im Bereich der Forschung mit dem MDC kooperieren, gehörte bis 2001 zur Charité Universitätsmedizin Berlin, nachdem zuvor bis 1998 die Freie Universität Berlin für die Trägerschaft zuständig war.

Seit 2001 waren die Kliniken Teil des Helios Klinikums Berlin-Buch der privaten Helios-Gruppe. Bis zum Mauerfall ist in beiden Teilen Berlins ein Medizinmekka weit über den Bedarf hinaus errichtet worden. Vor der Wende hatte Berlin 45 000 Krankenhaus-Betten. Im Osten der Stadt gab es vor zehn Jahren 28 Krankenhäuser mit knapp 14 700 Betten. Viele der Kliniken, wie etwa das Universitätsklinikum Charité, das Zentralinstitut für Krebsforschung "Robert Rössle", das Forschungsinstitut für Lungenkrankheiten "Franz Volhard" sowie das Zentralinstitut für Herz-Kreislauf-Krankheiten, die alle drei der Akademie der Wissenschaften unterstellt waren, oder das Klinikum Buch versorgten nicht nur Berliner Patienten, sondern Kranke aus der ganzen DDR. Für Diplomaten, Regierungsmitglieder und Mitarbeiter der Staatssicherheit gab es in der Hauptstadt eigene Krankenhäuser, die für den übrigen Teil der Bevölkerung tabu waren. Nach der Wende wurden das Diplomaten- sowie Staatssicherheitskrankenhaus und das Zentralinstitut für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden abgewickelt.

Der ausgedehnte eingeschossige Gebäudekomplex ist in zwei Bereiche geteilt: Um einen kleinen Gartenhof im Südwesten gruppierte Ehrlich den Haupteingang mit Foyer, einen Hörsaal, die Bibliothek sowie Arzt-, Behandlungs- und Laborräume. Die fließende Raumfolge des Entrées gestaltete der Architekt als öffentlichen Bereich mit einem durchgehenden Bodenbelag aus dunklem Bruchschiefer, mit schlanken Säulen, Raumteilern und raumhohen Glasflächen mit filigranen Stahlrahmen. Die Korridore weiten und verengen sich je nach Funktion der anliegenden Räume und dem erwarteten Besucheraufkommen. Nordöstlich schloss Ehrlich (Architekt) den klinischen Bereich an. Die Krankenzimmer reihte er in zwei Flügeln parallel zu den Längsseiten eines großen Gartenhofs und orientierte sie mit ihren Fenstern alle nach Osten. Die beiden Flure liegen daher nach Westen. Mit jeweils drei Blumenfenstern öffnet sich der Flur des östlichen Flügels zum Innenhof und der des westlichen Flügels zu den Außenanlagen. Die Nordseite des Gartenhofes schloss er mit einer Gymnastikhalle ab. Die Außenansicht der Gebäude wirkt durch die abgewalmten, weit auskragenden Schieferdächer, bodentiefe, schräg gestellte Fensterflächen an der Eingangshalle, frei vor den Glaswänden stehende Rundstützen und eine breite Terrasse mit Werksteinfassung transparent und offen, zugleich schlicht und elegant.

Mit seinem Entwurf, der auf Symmetrien und rechte Winkel bewusst verzichtet und sich vor allem an den funktionalen Abläufen im Gebäude orientiert, griff Franz Ehrlich Prinzipien des organischen Bauens auf, die Hugo Häring in den 1920er Jahren entwickelt und die unter anderen Hans Scharoun fortgeführt hatte. Klar gegliederte Funktionsbereiche, vielfältig gestaltete Raumformen, eine enge Verbindung zwischen Innenräumen und Gärten sowie eine differenzierte Detailgestaltung zeichnen das Gebäude aus. Die Vorzüge einer um Innenhöfe gruppierten Anlage für einen Klinikbetrieb, der Ruhe und Abgeschiedenheit brauchte, konnte Ehrlich an den nur wenige Meter entfernt liegenden umbauten Gartenhöfen im ehemaligen Genesungsheim von Ludwig Hoffmann studieren und diese in eine moderne Variante umsetzten. Darüber hinaus nutzte er für seinen Entwurf ein von ihm entwickeltes System, mit dem sich in kürzester Zeit alle für den Bau notwendigen Kosten, Materialien, Arbeitskräfte und Zeit berechnen ließen.


Standort: Berlin/ Germany

Eigentümer: unbekannt

Bauherr: Magistrat Berlin

Architekt: Ehrlich, Franz

Fotograf: Denny Müller / (Ehrlich, Franz) Erbengemeinschaft nach Franz Ehrlich (Artikelfoto)

Status: Leerstand

Stand: 2018

Quelle: Landesdenkmalamt Berlin / Stalinistische Architektur, 1999 / LHQ Objektgessellschaft mbH & Co.KG - Anne Kretschmar

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Oskar-Helene-Heim

Das Oskar-Helene-Heim war eine der größten orthopädischen Privatanstalten für Kinder und Jugendliche. Am 27. November 1905 gründeten Helene Pintsch und Konrad Biesalski im Haus der Eheleute Pintsch den „Krüppelkinder-Heil- und Fürsorge-Verein für Berlin-Brandenburg". Die großzügige finanzielle Unterstützung von einer halben Million Goldmark durch Oskar Pintsch über die „Oskar Pintsch Stiftung zur Förderung der Krüppelfürsorge" ermöglichte den Beginn des Baus der Heilanstalt. Es befand sich an der Clayallee in unmittelbarer Nähe des 1929 eröffneten U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim im Berliner Ortsteil Dahlem.

Zehn Jahre hatten der Chirurg Konrad Biesalski und das Unternehmerehepaar Oskar und Helene Pintsch gearbeitet, um diese neue Heilanstalt für körperbehinderte Kinder zu schaffen. "Krüppelkinder" nannte man die kleinen Patienten, die nach Unfällen oder von Geburt an nicht richtig laufen konnten. Es war international wegweisend und sollte in den folgenden Jahrzehnten Weltruhm erlangen.

Am Oskar-Helene-Heim wurden erstmals Techniken der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie erprobt, die noch heute praktiziert werden.Verwaltungs- und Erziehungsdirektor der Heilanstalt wurde Hans Würtz. Ab 1916 wurden im Oskar-Helene-Heim dann auch Kriegsversehrte versorgt. In den orthopädischen Werkstätten der Klinik wurden Prothesen aller Art erstellt. Bedeutend war die in der Klinik entwickelte erste künstliche Hand. Während des Ersten Weltkriegs wurde auf dem Gelände des Oskar-Helene-Heims ein Lazarett und 1918 eine Sonderabteilung für die Kriegsversehrten eingerichtet.

Nachdem 1923 die langjährige Vereinsvorsitzende Helene Pintsch und 1930 Konrad Biesalski gestorben waren, wurde 1933 Hans Würtz gezwungen, das Oskar-Helene-Heim zu verlassen. Noch im selben Jahr tritt der Vorstand zurück. Zum ersten Vorsitzenden wird der spätere Reichsärzteführer Dr. Leonardo Conti ernannt. 1939 wurde ein Reserve-Lazarett eingerichtet, dem eine Sonderstation für „Ohnhänder" angegliedert wurde. Dem folgte die Eröffnung eines Waldhauses mit fünfzig Betten für Erwachsene und dreißig für Kinder im Jahr 1941. 1943 erfolgte die rechtzeitige Evakuierung der Klinik, denn das „OHH" wurde 1945 durch Brandbomben zu fünfzig Prozent zerstört.

Mit dem umfassenden Wiederaufbau wurde gleich nach Kriegsende begonnen. Der Verein erhielt einen Notvorstand und wurde durch die amerikanische Besatzungsmacht verwaltet. 1946 erfolgte die Übergabe in die Treuhänderschaft des Magistrats der Stadt Berlin. Nach der Neu-Konstituierung unter dem Namen „Verein Oskar-Helene-Heim Berlin-Zehlendorf e.V. (Vereinigung zur Hilfe für Körperbehinderte, gegründet durch Konrad Biesalski (1905))" erfolgte die allmähliche Wiederaufnahme des klinischen, schulischen und Werkstättenbetriebes. 1954 wurde das „OHH" „Orthopädische Universitätsklinik der Freien Universität Berlin".

In den Fünfziger Jahren folgten zahlreiche Erweiterungen, so 1955 eine Sonderstation für Schwerbeschädigte, 1957 ein Pavillon für Spiel- und Beschäftigungstherapie, der Bau der Hydrotherapie und 1960 die Fertigstellung des Neubaus für die Kinderstation. 1966 wurde die Gründung der „Stiftung Oskar-Helene-Heim" beschlossen. Das Vermögen wurde im Folgejahr vom Verein auf die Stiftung übertragen, der Verein wird als Förderorganisation weitergeführt.

Im Jahr 2000 fusionierte die „Orthopädische Universitätsklinik Oskar-Helene-Heim" mit dem kommunalen Krankenhaus Zehlendorf (Behringkrankenhaus und Lungenklinik Heckeshorn) zur „Zentralklinik Emil von Behring". Der Klinikstandort wurde von der Clayallee auf das Gelände des Behringkrankenhauses in der Walterhöferstraße in Zehlendorf verlagert. Damit ging am 26. November 2000 eine Ära zu Ende, die Kaiserin Auguste Viktoria am 27. Mai 1914 einläutete, als das Oskar-Helene-Heim in Zehlendorf eingeweiht wurde. Das Klinikum führt seitdem den Namen „HELIOS Klinikum Emil von Behring".

Die Stiftung hat die unternehmerische Tätigkeit eingestellt und konzentriert sich auf die Förderung der Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Medizin. Mitte 2015 wurde auf dem Gelände ein Gesundheitszentrum mit Wohnpark durch die Wohnkompanie Berlin realisiert.


Standort: Berlin / Germany

Eigentümer: WOHNKOMPANIE Berlin GmbH & Co. KG

Bauherr: Oskar Pintsch

Architekt: unbekannt

Fotograf: Denny Müller

Status: abgerissen

Stand: 2018

Quelle: Wikimedia Foundation Inc.

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