Eisfabrik AG / VEB Kühlhaus Süd-Ost

Am 2. September 1872 wurde die Norddeutsche Eiswerke AG durch Carl Bolle gegründet und sämtliche Bolle-Eiswerke gingen in deren Besitz über. Bolle erwarb das Spreegrundstück an der Köpenicker Straße am alten Berliner Holzmarkt im Jahr 1893 und begann dort 1896 mit der Errichtung einer kleinen Eisfabrik mit Wohn- und Kontorhaus. Hier wurde seit 1896 künstliches Eis produziert, seit 1914 mit einer Eismaschine der Firma Linde AG Stangeneis, was für die wachsende Stadt Berlin von großer Bedeutung war.

Bei Umbauarbeiten in den Jahren 1913/1914, 1916 und 1921/1922 wurden zunächst die noch heute vorhandene Eismaschine durch die Linde AG, sowie darauf drei Kühlhäuser und das Kessel- und Maschinenhaus errichtet. 1914 gerieten die Norddeutschen Eiswerke in die Schlagzeilen, als zwei Maurer beim Schornsteinbau der Eisfabrik vom Gerüst stürzten. 1945 wurde das rechte der beiden Wohnhäuser der Fabrik durch Bomben zerstört. Der Betrieb des Unternehmens wurde im selben Jahr unter Zwangsverwaltung gestellt und bis 1948 treuhänderisch vom Verband der Berliner Konsumgenossenschaften verwaltet.

Um 1949/1950 war die Norddeutsche Eiswerke AG Pachtbetrieb des Konsum. Dieser wurde 1951 neuer Rechtsträger. Zum 1. Januar des Folgejahres wurde der Betrieb unter dem Namen VEB Kühlhaus Süd-Ost volkseigen. Die Produktion wurde im selben Jahr auf Grund sinkenden Bedarfs von Stangeneis von jährlich 240 Tonnen auf 120 Tonnen und 1962 weiter auf 60 Tonnen reduziert. Die Norddeutsche Eiswerke AG wurde 1977 nach Hamburg verlagert, 1986 aufgelöst und von Amts wegen gelöscht. Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde der VEB Teil der Berliner Kühlhaus GmbH. Die Produktion von Stangeneis wurde im Oktober des Folgejahres eingestellt.

1995 gab die Berliner Kühlhaus GmbH den Betrieb an der Köpenicker Straße auf und die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) übernahm komplett die Verwaltung des Objekts und setzte für die historischen Kühlhäuser eine Abrissgenehmigung durch. Im Juli 2008 verkaufte die TLG einen Teil des Grundstücks mit Kesselhaus, Maschinenhaus und Eiserzeugungsanlage an der Spree.

Der Architekt Ivan Reimann plant seit 2005 im Rahmen des Mediaspreeprojekts trotz Denkmalschutz den Abriss des Gebäudes und einen Neubau aus Glas, der von der TLG präsentiert wird. Von der Eisfabrik soll planmäßig nur das zur Straße gelegene Wohnhaus und der Seitenflügel stehen bleiben. Das Bezirksamt ist dagegen laut eigener Aussage an dem Erhalt der denkmalgeschützten Eisfabrik interessiert. Die TLG setzte jedoch beim Bezirk eine Abrissgenehmigung der Kühlhäuser durch, deren Unterschutzstellung aufgehoben wurde. Mit dem Abriss der Kühlhäuser zerstört das bundeseigene Unternehmen ein Ensemble alter Berliner Industriearchitektur.


Standort: Berlin / Germany

Eigentümer:TLG Immobilien GmbH

Bauherr: Norddeutsche Eiswerke AG

Fotograf: Atomhirsch

Status: einsturzgefährdet

Quelle: Haberlandt 19 (1909)Luisenstadt. Ein Heimatbuch, Berlin 1927 / Seite 115, Hoffmann-Axthelm, Köpenicker Straße, 1990 / Seite 23f., 25, Wikimedia Foundation Inc.

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