Krankenhaus Heckeshorn

Reichsluftschutzschule

Die Anlage erstreckt sich auf einem gut 90.000 Quadratmeter großen, bewaldeten Areal, das zum Teil auch als Landschaftsschutzgebiet mit zahlreichen Naturdenkmalen ausgewiesen ist. Die Planung einer Reichsluftschutzschule, einer Ausbildungsstätte für Luftschutzwarte, begann im Mai 1937 mit dem Erwerb der Grundstücke durch den damals gegründeten Reichsluftschutzbund. Den Entwurf der Anlage lieferte Eduard Jobst Siedler, der Architekt des Zehlendorfer Rathauses und des Erweiterungsbaus der Reichskanzlei in Berlin-Mitte.

Mit Anlage und Gestaltung der ehemaligen Reichsluftschutzschule versuchte Eduard Jobst Siedler, zwischen Siedlungs- und Kasernenbau zu vermitteln, indem er die Gebäude zum einen in die vorhandene Umgebung einpasste und formal mit Gestaltungselementen des ländlichen Bauens versah, zum anderen aber diese in Lage und Größe übersteigerte und die dekorativen Details auf wenige Formen reduzierte. Unter den erhaltenen Großbauten aus der Zeit des Nationalsozialismus in Berlin stellt die ehemalige Reichsluftschutzschule damit ein bemerkenswertes Beispiel dar. Ein wesentlicher Aspekt seiner Planung war die Bewahrung der bewaldeten Landschaft, wobei das Verstreuen der einzelnen Bauten auf dem Gelände womöglich auch ein Erkennen aus der Luft erschweren sollte.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg grassierende Tuberkulose-Epidemie, von der in Berlin allein 65.000 Menschen betroffen waren, war der Anlass zur Gründung des Tuberkulose-Krankenhauses Heckeshorn am 1. April 1947. Ihren Standort fand die Klinik auf dem von der amerikanischen Besatzungsmacht freigegebenen Gelände der ehemaligen Reichsluftschutzschule, bestehend aus mehreren Klinkerbauten und Holzbaracken, die zu Liegehallen umfunktioniert und später durch Flachbauten ersetzt wurden. Die Klinik bestand aus vier klinischen Abteilungen (Diagnostik, Innere Medizin, Chirurgie, Pädiatrie) sowie einem Zentrallabor für Mikrobiologie, einem klinisch-chemischen Labor und den Instituten für Röntgenologie und Pathologie.

Auf dem Gelände am Heckeshorn steht bis heute ein in den 1940er Jahren errichteter Hochbunker mit einer eigenen Sendemastanlage, die während der Blockade 1948/1949 (Berliner Luftbrücke) drahtlose Fernsprechverbindungen nach Westdeutschland ermöglichte. Im Bunker war anfangs die Pathologie untergebracht, später diente er als Lagerraum und als ABC-geschütztes Notfallkrankenhaus. Der Erste Ärztliche Leiter in Heckeshorn war Karl Auersbach (1946–1963), gefolgt von Karl Ludwig Radenbach (1964–1983), Robert Loddenkemper (1983–2005) und Dirk Kaiser (seit 2006). Von 1996 bis 2009 war in der Lungenklinik Heckeshorn auch das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) angesiedelt, das sich heute in direkter räumlicher Nachbarschaft des Hauptstadtbüros der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie befindet.

Nach mehreren Trägerwechseln gehört Heckeshorn seit 2004 zur Helios Kliniken GmbH. 2007 fand die Klinik – begleitet von starken Protesten gegen eine befürchtete Schließung, in deren Verlauf sich der Verein Freunde der Lungenklinik Heckeshorn gründete – ihren neuen Standort auf dem Gelände des Helios Klinikums Emil von Behring, führt aber ihren Namen „Lungenklinik Heckeshorn“ weiter.

Die ehemaligen Klinikgebäude wuden für zahlreiche TV-Produktionen genutzt und die dafür benötigte medizinische Ausstattung von der Firma Flatliners bereitgestellt. Hier entstanden die Serien Für alle Fälle Stefanie und Klinik am Alex. 2010 wurde in Heckeshorn die dritte Staffel der RTL-Serie Doctor’s Diary gedreht. Im Januar 2010 diente Heckeshorn als Drehort für den Kinofilm Unknown Identity. Heute ist nur noch das DRK und der Blutspendedienst Ost Hauptmieter der Gebäude. Die Stadt Berlin versucht, das Grundstück der Lungenklinik über den Liegenschaftsfonds Berlin zu verkaufen. Seit 2015 wurden in einigen Gebäuden der Klinik geflüchtete Menschen untergebracht.


Standort: Berlin / Germany

Eigentümer: Land Berlin

Bauherr: Präsidium des Reichsluftschutzbundes

Architekt: Siedler, Eduard Jobst

Fotograf: Sakura

Status: Teilnutzung

Stand: 2018

Quelle: Landesdenkmalamt Berlin / Topographie Zehlendorf/Wannsee, 2013 / Seite 108f / Schäche, Wolfgang: Architektur und Städtebau in Berlin zwischen 1933 und 1945, Berlin 1991 / Wikimedia Foundation Inc.

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