Objekt 16/001

Der Hauptgefechtsstand (HGS) der Volksmarine der DDR wurde in der ersten Hälfte der 70er Jahre als Bauvorhaben 16/001 errichtet. Seine Inbetriebnahme erfolgte am 1. Dezember 1974. Sein Standort, nahe der Ortschaft Drüsewitz an der Landstraße zwischen den Ortschaften Tessin und Laage in Mecklenburg-Vorpommern. Das Waldstück wurde als militärisches Sperrgebiet mit einem Doppelzaun umgeben und mit weiteren Sicherungsanlagen (HSA Anlage) versehen.

Das Bauwerk stellt einen zweigeschossigen massiven Baukörper in B 300 dar, mit den Grundrissabmessungen von 49,3 x 57,5 m und Geschosshöhen von 3,60 und 3,20 m in Rohbaulichten. Über dem 1. Untergeschoss (UG) ist ein Zwischengeschoss mit der Raumhöhe von 2 m angeordnet, teilweise mit Kies verfüllt. In diesem Geschoss wurden duplierend Rohre für die Frischluftzuführung der Klima- und Dieselanlage und für die Abluft der Klimaanlage verlegt und war in die höchste Schutzklasse „A" eingeordnet d.h., es war für einen Überdruck aus einer Kernwaffendetonation von 25 kp/ cm² ausgelegt und konnte der Wirkung von betonbrechenden Bomben mit einem Kaliber bis 2.500 kg widerstehen. Das Schutzbauwerk ist mit einer umlaufenden (überkragenden) Zerschellschicht versehen. Die Bruttogeschossfläche des Bunkers beträgt 3.430 m², die Nutzfläche 2.961 m². Alle von Personal benutzten Dienst- und Arbeitsräume sind mit Schwingfußbodenplatten versehen. Die Projektierung erfolgte durch VEB Projektierungsbüro Süd / Produktionsbereich I - 2 unter dem Investitionsvorhaben 16/001 Der Bunker wurde nach den Projektunterlagen des vorher errichteten Bunkers Hennickendorf gebaut, von dem bekannt ist, die erste Hauptführungsstelle des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR gewesen zu sein.

An oberirdischen Gebäuden waren ein Unterkunfts- und Wachgebäude, eine Transformatorenstation sowie eine kleine kraftfahrzeugtechnische Basis. Ein weiteres Unterkunftsgebäude wurde im Zeitraum 1983/84 errichtet. Die Gebäude waren von der nahe vorbeiführenden Landstraße nicht einsehbar. Einzig ein Stahlgittermast (38 m) mit Antennensystemen überragte die Baumgipfel. Er ließ keine Schlussfolgerungen für die Rechtsträgerschaft des Areals zu, ähnelte einer posttypischen Anlage.

Das Militärobjekt mit dem Bunker wurde als gedeckt vorbereiteter Hauptgefechtsstand der Volksmarine der DDR genutzt. Er war mit allen erforderlichen operativen, technischen und allgemeinen Einrichtungen als Führungsstelle ausgerüstet und wurde in ständiger Bereitschaft zur Übernahme der Führung durch rund 300 Personen gehalten, die bis zu 20 Tagen autark hätten arbeiten können. Eine Wartungseinheit sicherte die ständige Einsatzbereitschaft. Die Nachrichtenzentrale des HGS Tessin wurde im gedeckt vorbereiteten Nachrichtensystem der NVA mit der Bezeichnung „Nachrichtenzentrale 34" (NZ) geführt. Damit wurde dem technischen- und Betriebspersonal im Nachrichtensystem die Existenz des Hauptgefechtsstandes verschleiert. Von der Zentrale aus waren alle Funk-, Richtfunk- und drahtgebundenen Nachrichtenverbindungen der Führung im offenen und gedeckten Regime vorbereitet. Zu allen nachgeordneten Nachrichtenzentralen im Führungssystem der Volksmarine, einschließlich der luftbeweglichen und schwimmenden Einheiten waren Verbindungen organisiert. Auf zentraler Ebene bestanden Nachrichtenverbindungen zum Ministerium für Nationale Verteidigung mit ihrer Hauptnachrichtenzentrale, den Stäben der Kommandos der Teilstreitkräfte, der Militärbezirke und zu den zusammenwirkenden Flottenkräften der Vereinten Streitkräfte. Über Fernmeldekabel und Schaltschächte war die Zentrale mit der Troposphärenfunkzentrale 302 und damit mit dem strategischen Troposphären-Nachrichtensystem „BARS" des Warschauer Pakts verbunden.

Die Bunkeranlage ging mit der Auflösung der NVA in den Bestand der Bundeswehr über. Eine weitere Nutzung erfolgte nicht. Nach Aussagen von Zeitzeugen wurde die Bunkeranlage vollständig ausgeräumt, im Jahre 1993 endgültig verschlossen. Unberechtigte Einstiege in den Bunker mit Gefahren für Leib und Leben für Personen begegnete die Bundeswehr mit der Verfüllung aller Zugänge und Öffnungen mit Flüssigbeton, nachweisbar beim Haupteingang des Bunkers, den Notausstiegen in den Überbauten der Notausgänge, Abgaseinrichtung der Notstromversorgung, den Durchführungen für Antennen-, Steuer- und Stromleitungen.

Der gesamte Waldabschnitt wurde in zwei Teile aufgeteilt, versteigert und ging im Jahre 2007 in Privatbesitz über. Ein Abschnitt umfasst alle oberirdischen Gebäude, der andere das Gelände mit der Bunkeranlage. Im Juni 2011 begann Claus Funke mit seinem Team mit der Öffnung dieser Anlage. Ein Relikt des Kalten Krieges war von Mitte Juli bis Ende Oktober 2011 für Besichtigungen geöffnet.


Standort: Mecklenburg Vorpommern / Germany

Eigentümer: Privatbesitz

Bauherr: Nationaler Verteidigungsrat (NVR) der DDR

Architekt: Projektierungsbüro Süd (PBS) in Dresden

Fotograf: Denny Müller

Status: verschlossen

Stand: 2018

Quelle: Hans-Werner Deim, Hans-Georg Kampe, Joachim Kampe, Wolfgang Schubert: Die militärische Sicherheit der DDR im Kalten Krieg. Inhalte, Strukturen, verbunkerte Führungsstellen, Anlagen. Meißler, Hönow 2008, ISBN 978-3-932566-80-6. / Wikimedia Foundation Inc.

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