Fußgängertunnel Alexanderplatz

Zum Ende des 19. Jahrhunderts stellten die Berliner Bahnhöfe ein großes Hindernis für den Durchgangsverkehr dar. Die ersten Fußgängertunnel führten deshalb unter den ausgedehnten Gleisvorfeldern hindurch und ersparten den Fußgängern weite Umwege. Während des Ersten Weltkrieges und der folgenden Jahre wurden keine neuen Fußgängertunnel gebaut. Mit der Erweiterung der U-Bahn im Zeitraum von 1923 bis 1931 wurden neu gebaute U-Bahnhöfe meistens in anderthalbfacher Tiefenlage ausgeführt und mit Zwischengeschossen ausgestattet, die den Fußgängern ein sicheres Unterqueren der immer stärker befahrenen Straßen ermöglichten, ohne die Bahnsteigsperren passieren zu müssen. Im Dritten Reich wurden neue Fußgängertunnel im Zusammenhang mit Bauarbeiten zu den Olympischen Spielen 1936 und dem Ausbau der Ost-West-Achse errichtet. Auch konnten einige Zwischengeschosse der 1936 bis 1939 eröffneten Nordsüd-S-Bahn von den Fußgängern genutzt werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im Westteil und im Ostteil Berlins unterschiedliche Rahmenbedingungen für die Stadtplanung. Im Westteil Berlins erlebte der Bau von Fußgängertunnel in den 1960er- und 1970er-Jahren seine Hochphase. In diesen Jahrzehnten verwirklichte man Planungen, deren Grundidee einer autogerechten Stadt aus den 1950er-Jahren stammt. Das Ziel war die räumliche Trennung der verschiedenen Verkehrsarten. Vorgesehen war ein geschlossener Stadtring sowie vier Tangenten, die die Innenstadt durchqueren und gleichzeitig die Verbindung zum Berliner Ring herstellen sollten. Gleichzeitig war die Verbreiterung vieler Hauptstraßen vorgesehen. Die Fußgänger sollten stark befahrene Straßen und besonders Kreuzungen mit Hilfe von Brücken oder Tunneln gefahrlos passieren können. Außerdem erhöhte sich dadurch die Fahrzeugkapazität der Kreuzungen, da bei der Bestimmung der Ampelphasen keine Zeiten für die Fußgänger berücksichtigt werden mussten. Im Ostteil gab es zwei bedeutende Planungsabschnitte, bei denen auch einige Fußgängertunnel entstanden. Der erste Abschnitt begann in den 1960er-Jahren.

Die historische Mitte Berlins sollte zu einem sozialistisch geprägten Stadtzentrum umgestaltet werden. Dazu wurden 1968 mehrere Fußgängertunnel errichtet. Die größte Anlage befand sich östlich vom U-Bahnhof Alexanderplatz, zu dem es einen direkten Zugang gab. Dieser unterquerte den Autotunnel Grunerstraße (an dieser Stelle waren sogar zwei Rolltreppen eingebaut) und führte vom Alexanderplatz hinüber zum ehemaligen "Haus des Reisens" und unter der Karl-Marx-Allee hindurch. Seine Gesamtlänge einschließlich der Zugänge betrug 495 Meter.Der 1968 eröffnete Tunnel besaß vom Fußgängergeschoss einen direktem Zugang zum U-Bahnhof Alexanderplatz und weitere fünf Ausgänge. Im Jahr 2008 wurde der Tunnel geschlossen und seine Zugänge wurden abgerissen.


Standort: Berlin / Germany

Eigentümer: Land Berlin

Bauherr: Magistrat von Berlin

Fotograf: Denny Müller

Status: Leerstand

Stand: 2018

Quelle: Berliner Unterwelten e.V. / Wikimedia Foundation Inc.

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